A History Of Power
(based on Roger Trinquier)

Skulptur, 2-teilig, 2011.

Zinkwanne, Wachs, Stahl, Kabel.

zinc tub, wax, steel, cable.
Wanne (tub): 35 x 60 x 101 cm.
Hand generator: 65 x 40 x 67 cm.

Auszug aus dem Katalogtext „Christian Keinstar – The Left Hand Path“, Kunsthalle Wilhelmshaven von
Dr. Stephan Berg (Intendant Kunstmuseum Bonn)

Dem Zusammenhang von (gequältem) Körper und Macht spürt der Künstler in „A History Of Power (based on Roger Trinquier)“ nach. Die Arbeit besteht aus dem Nachbau eines mit Handkurbel betriebenen Stromgenerators, wie er beim Militär beispielsweise für Feldpost-Telefone gebraucht wurde, von dem aus ein Kabel mit zwei blanken Drähten zu einer ovalen Zinkbadewanne führt, deren Boden und Wände mit Wachs ausgekleidet sind. Die auf den ersten Blick Beuys’sche Anmutung der Konstellation verschiebt sich durch den Titel der Arbeit jäh ins Düstere. Der französische Offizier Roger Trinquier (1908–1986) war nicht nur im Algerienkrieg für massenhafte, brutalste Folterungen zuständig. Sein Buch „La guerre moderne“ (1961) lieferte vielmehr auch die systematische Legitimation dafür, im Krieg gegen Guerilla-Terror auch als Ordnungsmacht eben diesen Terror anwenden zu dürfen, und wurde so zur Blaupause für das amerikanische Anti-Terror-Vorgehen, bis hin zu den Foltermethoden in Abu Ghuraib und Guantánamo.

Wie viele andere Arbeiten im Werk von Christian Keinstar bezieht auch „A History Of Power“ einen Gutteil seiner Wirkung aus seiner Potenzialität. Es ist sozusagen eine Arbeit im Lauerzustand. Die Handkurbel und die blanken Drähte verweisen auf den Strom, der durch sie fließen könnte. Aber der mögliche Energiezuwachs der Arbeit führt nicht zu ihrer positiven Erweiterung, sondern direkt zu der Imagination von Gefangenen, die in solchen wassergefüllten Zinkwannen mit Stromstößen gefoltert wurden.

Dr. Stephan Berg

© 2011 photos by Ch. Keinstar, Ch. Geissel