Bad boys can wait

Eine ähnliche Ambivalenz zwischen aufgepumpter Bedeutungsinszenierung und ironisch-lässigem Luftablassen zeigt uns „Bad Boys can wait“ aus dem Jahre 2004. Keinstar hat für diese Installation ein gewaltiges NVA-Torpedoschlauchboot mit beträchtlichem Aufwand in einen engen niedrigen Ausstellungsraum gequetscht. Zugleich wurde der Bootsgummikörper mit Holzkonstruktionen erweitert, auf denen Platten mit einfachen Sitzbänken angebracht waren. Diese rudimentären Zuschauertribünen wiederum wurden durch darunter befindliche pneumatische Schaltungen quietschend und ächzend auf und ab bewegt, während ein an der Wand angebrachter Monitor darüber informierte, dass „The next audience begins in five minutes“.

Es ist eine echte Junggesellenmaschine im Geiste Duchamps, die Keinstar hier raumverdrängend in die Welt gesetzt hat. Der Zusammenhang aus phallischem ,aber zugleich gequetschtem Schlauchbootkörper und ächzend maschinell-mechanischer Belebung eines Zuschauerraumes, dessen Belebung („The next audience begins in five minutes“) uns permanent versprochen, aber nie erfüllt wird, spricht eine deutliche Sprache. Im Masturbationskreislauf dieser Installation sind Akteur und Zuschauer ohnehin ein und derselbe, und die Ergebnislosigkeit der Permanenzerregung in jedem Fall Programm, weil sie die Absurdität des Aufwands nur umso deutlicher hervortreten lässt. „Bad Boys can wait“ lotet die Grenzen des physischen Raumes aus, indem die Arbeit den Ausstellungsraum mit dem skulpturalen Körper des Militärboots in einer Weise kollidieren lässt, die den realen Raum nahezu zum Verschwinden bringt und partiell unbetretbar macht.

Dr. Stephan Berg