Do You See The Light?

Installation, 3-teilig, 2011.

Hochleistungs-Rohrheizkörper 850 C°,
18 kW/h Leistung, Stahl.

High-power tubular heating element 850 C°,
18 kW/k Power, steel.

Einzelobjekt (ohne Ständer)
Single object (without supports)
je 61 x 37 x 35 cm.

Skulptur 1: 240 x 100 x 88 cm
Skulptur 2: 240 x 100 x 88 cm
Skulptur 3 (Doppel | double): 240 x 140 x 76 cm.

Ausstellungsansichten / exhibition views
Kunsthalle Wilhelmshaven 2011

Auszug aus dem Katalogtext „Christian Keinstar – The Left Hand Path“, Kunsthalle Wilhelmshaven von
Dr. Stephan Berg (Intendant Kunstmuseum Bonn)

Die Ausstellung „The Left Hand Path“ von Christian Keinstar in der Kunsthalle Wilhelmshaven ist es ein düsteres Universum, vorwiegend aus Blei und Stahl, das der Künstler vor uns ausbreitet. Es ist ein existenziell anmutendes Nachdenken über die Grenzen des Physischen, vorgetragen in einer dunklen Wucht und Dringlichkeit, die durchaus beklemmende Züge hat und haben soll.

Sein Epizentrum findet die Schau in einer Gruppe von vier aus Stahl gefertigten und mit Rohrheizkörpern versehenen Skelett-Torsi „Do You See The Light?“, die an rohen Stahlgalgen vor uns rot glühend in der relativen Dunkelheit des Ausstellungsraumes baumeln. Die formal von Goyas „Desastres de la guerra“ (1810–1820) inspirierte Konstellation erzeugt ein beklemmend paradoxes, gewalttätiges Vanitas-Bild. Die Schwundstufe des Körpers, die uns hier als Skelettfragment begegnet, ist über die rot glühenden Rippen des Brustkorbes und die in der stählernen Wirbelsäule verlaufenden, ebenfalls glühenden Rohrheizkörper mit einer Hitze aufgeladen, die ihm eine ungesunde, maschinenhafte Lebendigkeit vermittelt. Die Wärme des ehemals lebendigen Körpers kehrt hier in einer versengenden, tödlichen Form wieder: als Überhitzung. Und zugleich verweisen die Stahlskelette auch auf das Thema der Maschinenkörper, das spätestens seit der Industrialisierung unsere Imagination beschäftigt.

Das Zugleich von Faszination und existenziellem Pessimismus, das seit Fritz Langs „Metropolis“ (1927) die Transformierung des organischen in den maschinellen Körper begleitet, und in James Camerons „Terminator“ (1984) eine zeitgemäße Fortentwicklung gefunden hat, kennzeichnet im Kern auch „Do You See The Light?“ Und der Titel, in seiner durchaus als grimmig zu bezeichnenden Ironie, macht dabei deutlich, dass das Licht, das wir hier zu sehen bekommen, mehr mit Hochofen, Kernschmelze oder Höllenfeuer zu tun hat, als mit dem sanften Leuchten möglicher transzendenter Erlösung.

Dr. Stephan Berg

© 2011 photos by Ch. Keinstar, Ch. Geissel