Left Hand Path

Video-Performance, 2011.

12 Min., Farbe / Ton. HD-Video.

Ausstellungsansichten / exhibition views
Kunsthalle Wilhelmshaven 2011

Auszug aus dem Katalogtext „Christian Keinstar – The Left Hand Path“, Kunsthalle Wilhelmshaven von
Dr. Stephan Berg (Intendant Kunstmuseum Bonn)

Für den widersprüchlich miteinander verhakten Prozess einer Bekämpfung des Körpers mit körperlichen Mitteln, der zugleich auf eine Überwindung des Körperlichen zielt, findet die Videoarbeit „Left Hand Path“ eine überzeugende visuelle Metapher. Über eine mit bräunlichen Schlacken bedeckte dichte Oberfläche, die wie eine aus der Satellitenperspektive aufgenommene Landschaftsansicht wirkt, streicht behutsam und fast zärtlich eine dick behandschuhte Hand, wischt die Schlacken weg und enthüllt die wie eine hauchfeine Silberfolie schimmernde, zitternde Schicht darunter, die sich bei weiterem Zusehen als reines flüssiges Blei entpuppt. Aus dieser Bewegung über die Oberfläche des giftigen, dampfenden Metalls wird nach und nach ein offensichtlich mühsames Eintauchen der handschuhbewehrten Hand, bis sich schlussendlich der Schutzhandschuh in einen silbrigen, unförmigen Klumpen Blei verwandelt hat. Die Schönheit der sich vielfältig verändernden Bleioberfläche mit ihren schimmernden, an abstrakte Malerei erinnernden Reflexen steht hier in größtmöglichem Kontrast zu der Gefahr, der sich der Künstler beim Eintauchen seiner bewehrten Hand in das 350 Grad Celsius heiße Metall aussetzt.

Es ist der Versuch einer Verschmelzung des eigenen Körpers mit dem flüssigen Bleikörper, der auch ein trotziges Aufbegehren gegen die eigene Sterblichkeit enthält. Und zugleich sehen wir den Kampf zweier, nicht miteinander kompatibler Körper und ihrer unterschiedlichen Aggregatzustände miteinander, der zu einem alchemistisch- entropischen Akt der besonderen Art führt, bei der die Formlosigkeit des Bleis die Form der Hand in die Unförmigkeit transformiert.

Dr. Stephan Berg